Die Geschichte der Seifenherstellung – ein altes Handwerk
…eigentlich kennt die niemand so genau…aber eins scheint festzustehen:
„Wer hat´s erfunden? Die Männer haben´s erfunden…!“ ;0)
Die Geschichte der Seifenherstellung geht vermutlich zurück bis ins 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, andere Quellen sagen 2500 Jahre vor Christi. Fest scheint zu stehen, dass alte Tontafeln mit sumerischer Keilschrift in Mesopotamien (heutiger Irak) gefunden wurden und diese über die natürliche Herstellung von Seife Aufschluss geben. Hierbei handelte es sich um eine Mixtur aus Pflanzenasche (Pottasche) und Ölen – die Vorform der heutigen Seife. Allerdings wurde dieses Pflanzenaschen-Ölgemisch anfangs nur als Heilpaste verwendet, da die alten Völker sich der reinigenden Wirkung noch nicht bewusst waren.
Die Ägypter mischten 600 vor Christi Soda mit pflanzlichen Ölen oder tierischen Fetten. Diese Mischung gekocht ergab eine Seifenpaste, die allerdings als Haarpomade oder als Heilpaste bei Hauterkrankungen angewandt wurde. Viele Hauterkrankungen in der damaligen Zeit wurden der mangelnden Hygiene zugeschrieben und die reinigende Wirkung der Seifenpaste regte den Heilungsprozess an. Vielleicht ging es aber anfangs auch in erster Linie um die Haarpflege, denn 600 vor Christi könnte auch das alte Testament entstanden sein und dort ist die Rede von: „…an Festtagen salbe das Haar mit edlen Ölen und an Trauertagen streue Asche auf dein Haupt…“, wenn die Tage eng aufeinander fielen, entstand aus Asche und Öl eben jene Seifenpomade!
Mit Beginn unserer Zeitrechnung, nämlich im Jahre 77 nach Christi erwähnt der römische Gelehrte Plinius in seinem Werk “Historia Naturalis“ die Benutzung einer altertümlichen Seife aus Ziegentalg und Buchenholzasche. Diese Seife wurde den Galliern und den Germanen zugeschrieben, aber auch hier war der Gebrauch der Seife noch nicht zur körperlichen Reinigung gedacht.
Aufgrund archäologischer Ausgrabungen kann man die erste Seifenmanufaktur im alten Pompeji ansiedeln. Pompeji wurde im Jahre 79 nach Christi durch einen Vulkanausbruch verschüttet. Bei den Ausgrabungen fand man eine ganze Seifenfabrik samt erhaltender Seifenstücke.
Über die Griechen und die Germanen gelang die Seife im 2. Jahrhundert nach Christi ins alte Rom. Dort entdeckten die Römer, dass die Mischung aus Pflanzenasche und Ölen auch eine körperreinigende Wirkung hatte und benutzen die Seife von nun an auch zur Körperpflege.
Seife, so wie wir sie heute kennen, benötigte allerdings noch weitere 5 Jahrhunderte. Denn erst im 7. Jahrhundert nach Christi waren es die Araber, die Öle und Lauge, solange miteinander verkochten, bis sie eine Seife in sehr reiner Form gewonnen hatten. Die Araber brachten die Seife nach Andalusien und im 8. Jahrhundert nach Christi war die Seife auch in Europa angekommen. Spanien und Frankreich gehörten zu den ersten Zentren der Seifenherstellung und die Seife etablierte sich schnell zu einem Luxusprodukt und so war Seife nur dem Adel vorbehalten.
Mit dem 14./15. Jahrhundert kam die Wende – Pest, Cholera und Syphilis hielten Einzug und die Körperpflege wurde wieder abgeschafft. Obwohl niemand genau wusste, wie die Übertragungswege der Seuchen waren, glaubten die Menschen dennoch, dass sich die Erreger im Wasser befanden. Körperhygiene – kurz Wasser und Seife – waren verpönt. Statt sich zu waschen wurde im 16./17. Jahrhundert gepudert was das Zeug hielt, jedenfalls in den adligen Kreisen. Die Folge: Läuse und Flöhe!
Erst im späten 17. Jahrhundert (1688) erließ Ludwig XIV. ein Reinheitsgebot für Seife. Seife musste mindestens 72 % reines Öl enthalten. Damit verhalf er der Seife und ihrer Herstellung zu neuer Blüte. Durch die Modernisierung im Herstellungsverfahren gelang es der französischen Marke “Savon de Marseille“ sich auf dem Markt zu etablieren. Sie erlangte europaweite Bekanntheit und trat in scharfe Konkurrenz mit der europäischen Seifenindustrie, zum Beispiel in England und Genua.
Allerdings brauchte es nochmal 100 Jahre, bis der Grundstein für die Seifenherstellung gelegt war.
Der schwedische Apotheker Carl Wilhelm Scheele (1742-1886) gewinnt erstmals Glyzerin durch das Erhitzen von Olivenöl mit Bleioxid.
Der französische Arzt, Chemiker und Fabrikant Nicolas Leblanc (1742-1806) erfindet die künstliche Herstellung von Soda, einem Natriumsalz, das für die Seifenherstellung unerlässlich ist. Mit der Erfindung von Nicolas Lebanc endet die traditionelle Seifenherstellung und die Industrie hält Einzug. Ein altes Handwerk stirbt aus und gerät in Vergessenheit! Der damalige Luxusartikel wird zum Massenprodukt.
Der französische Chemiker Michel-Eugene Chevreul (1786-1889) untersucht die chemischen Eigenschaften von Fetten und Ölen. 1823 Grundlage zur chemischen Reaktion bei der Verseifung.
Der belgische Chemiker Ernest Solvay (1838-1922) erfindet das Solvay-Verfahren (auch Ammoniak-Soda-Verfahren genannt) und löst damit das Leblanc-Verfahren ab.
1829 werden bereits 4000 Tonne Seife in Frankreich produziert und auch in Deutschland und England gibt es bereits große Fabrikationen. Da die Menschen ein besseres Verständnis für die Hygiene entwickeln, kann der Bedarf an Seife jeglicher Art nur noch industriell bewältigt werden. Seifen für die Körperpflege bestanden aus wertvollen Ölen, Seife zum Scheuern oder zum Wäsche waschen dagegen wird mit billigen Lein- oder Hanföl gefertigt. Im letzten Jahrhundert hält dann die Flüssigseife Einzug und macht dem klassischen Stück Seife ernsthaft Konkurrenz. Immer mehr künstliche Tenside ersetzen die natürlichen Rohstoffe und auch bei der Verpackung gerät Plastik immer mehr in den Vordergrund – vom ökologischen Gedanken an Mutter Erde keine Spur mehr…!
Zur Jahrtausendwende macht das Stück Seife nur noch ein Viertel des Absatzes aus.
Heute wird Seife mit einem Milliardenaufwand vermarktet. Kostspielige Print- und Fernsehwerbung preisen die Hygieneartikel an. Eine aufwendige bunte Verpackung lockt die Kunden in die Märkte. Die Produkte haben lange Produktinformationen, die nur ein Chemiker aussprechen kann und dem Verbraucher keinen Aufschluss über die Inhaltsstoffe geben. Es gibt Produkte für die Hände, für die Haare, fürs Gesicht. Produkte für “vor dem Waschen“ und “nach dem Waschen“…!
Immer mehr Chemie wird uns als Pflegeprodukt verkauft. Seifen enthalten heute kaum noch natürliche Rohstoffe oder gar wertvolle Öle.
Mineral Oil, Petrolatum, Paraffinum Liquidum, Paraffinum Subliquidum, Cera Microcristallina, Microcrystalline Wax, Ozokerit, Ceresin, Vaseline
Immer mehr dieser Mineralöle sind in industriellen “Pflegeprodukten“. Sie ersetzen die hochwertigen pflanzlichen Öle. Unsere Haut vertägt zwar die Mineralöle aber sie liefern der Haut keine Nährstoffe. Die Haut verdichtet sich und kann nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden. Die Folge: Keime und Bakterien vermehren sich und Akne und Mitesser entstehen. Fazit: unsere Hautirritationen sind “hausgemacht“ weil wir die falschen “Pflegeprodukte“ nehmen.
Dimethicone, Methicone, Polysiloxane oder Cyclomethicone
Diese Stoffe stehen für Silikone in den Produkten. Silikone werden aus Erdöl gewonnen. Auch diese Stoffe verträgt unsere Haut, aber auch diese Stoffe sind naturfremd und damit hautunfreundlich. Silikonhaltige Produkte, sie sorgen dafür, dass sich unsere Haut gut anfühlt aber die Silikonschicht verhindert die Regeneration der Haut.
Methylparaben, Ethylparaben, Propylparaben, Butylparaben, Isopropylparaben, Isobutylparaben
Die Konservierungsstoffe in den Pflegeprodukten damit sie länger halten! Konservierungsstoffe in Kosmetika sind Parabene. Parabene ähneln dem weiblichen Sexualhormon, dem Östrogen und können somit den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Tierversuche mit Raten haben diesen Verdacht bestätigt und bei einer Studie mit ca. 2500Teilnehmer wurde herausgefunden: in fast jedem Menschen sind Parabene abgelagert.
Polyethylenglykol (PEG) in Kombination mit einem Fettalkohol Verwendung = Emulgator
Emulgatoren werden für die Herstellung von Cremes benötigt, da sich Wasser und Fett sonst nicht verbindet. Emulgatoren binden die eigenen Hautfette und beim nächsten Duschen werde die Emulgatoren mit den hauteigenen Fetten weggespült das Ergebnis: Deine Haut wird trockener und trockener.
Den ganzen industriellen Aufwand, egal ob Herstellung oder Werbung, bezahlt der Kunde.
Doch der Mensch verändert sich und im Wandel der Zeit wächst das Bewusstsein für Mutter Natur wieder, der ökologische Gedanke ist wieder bewusster und ein traditionelles Handwerk wird aus seinem Dornröschenschlaf erweckt: die traditionelle Seifenherstellung! Das alte Siedehandwerk kehrt zurück und so wächst auch wieder der Markt für das klassische Stück Seife. Aber aufgepasst: Ein Stück Seife im Handel kann nicht im Verkauf unter einem Euro kosten, wenn es traditionell hergestellt ist. Hierbei handelt es sich immer noch um industrielle Ware! Natürlich sind nach oben hin im Preis nie Grenzen gesetzt und jeder muss sich selber fragen: Was ist mir wichtig, worauf lege ich Wert. Letztendlich macht Seife nicht schöner, sondern sauber. Allerdings mit den richtigen hochwertigen Rohstoffen und pflegenden Ölen macht Seife ein gutes und schönes Körpergefühl und zum körperlichen Wohlfühlen braucht es eigentlich nur ein Stück Seife und ein Stück Seife kann auch von der ganzen Familie bzw. von mehreren Menschen gleichzeitig genutzt werden ;0) aber das muss – wie gesagt – jeder für sich selbst entscheiden…
Für die Geschichte der Seifenherstellung haben wir auf verschiedene Quellen zurückgegriffen, wie das Internet, Fernsehdokumentationen, Zeitungsberichte und dem guten alten Buch. Wie bereits anfangs erwähnt, gibt es keine genauen Dokumentationen. Jahreszahlen weichen ab, aber es gibt eine Art “roter Faden“.
Was uns wichtig ist, ist aufzuzeigen, wie spannend die Seifenherstellung ist und das bestimmte Dinge ihre Zeit brauchen und dafür auch ihren Preis haben. Aber ein natürlich hergestelltes Stück Seife mit hochwertigen Rohstoffen und pflegenden Ölen sollte sich “jedermann“ und “jedefrau“ gönnen dürfen. Und in der Tat: es reicht ein Stück für alle Körper- und Hautregionen und auch für die ganze Familie! Wir sparen dabei auch noch viel Müll und schaffen Platz in unseren Badezimmern! ;0)
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